Behinderte sind im Lockdown isoliert

Aus dem Soester Anzeiger  vom 31.12.2020

Soest – „Viele Bewohner von Behindertenwohnheimen waren im Frühjahr, während des ersten Lockdowns, genauso isoliert, wie die in den Senioren und Pflegeheimen, zumal es gerade für jüngere Betroffene kaum Alternativen zu dieser Lebensform gibt.“

Das hält Caterina David in ihrem Jahresrückblick fest. Sie ist die Vorsitzende der Behinderten-Arbeitsgemeinschaft im Kreis Soest (BAKS) und sagt es deutlich: „Viele von ihnen möchten eigentlich analog zu ihren nicht behinderten Altersgenossen mit Assistenz selbstständig leben. Dies ist aber eine Lebensform, die es im Kreis Soest leider noch nicht gibt, sondern von Eltern erst langsam für ihre erwachsenen Kinder mit viel Mühe geschaffen werden muss. Hier müssten der Kreis beziehungsweise die Kommunen stärker unterstützend wirken.“

„Nicht ohne uns über uns“: Seit mehr als 25 Jahren ist dieser Satz der Leitgedanke der BAKS, wenn sie sich gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention für die Inklusion im Kreis Soest einsetzt. Dies galt, betont Caterina David, auch im schwierigen Jahr der Pandemie, in dem sich die Mitglieder gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen treffen konnten. Video-Konferenzen zum Beispiel seien für blinde und sehbehinderten Menschen oft nicht barrierefrei. Die BAKS versteht sich als Sprachrohr und Interessenvertretung. Sie ist unter anderem in den Bereichen Gesundheit, Schule und Freizeit aktiv und setzt sich dort für die gleichberechtigte Teilhabe ein.

Die Corona-Regeln in der Sorge um die Gesundheit der Menschen setzen dem Engagement derzeit allerdings Grenzen. „Normalerweise hätte sich die Arbeitsgemeinschaft im Jahr 2020 wohl hauptsächlich mit den Kommunalwahlen beschäftigt, werden doch viele für uns wichtige Entscheidungen entweder im Kreistag oder in den Räten der jeweiligen Kommunen getroffen“, erklärt die Vorsitzende. Engagierte Bürger Gemeinsam mit dem Senioren und dem Integrationsbeirat liefen zunächst Planungen für eine große Podiumsdiskussion, die sich allerdings in dieser Form nicht umsetzen ließen. So blieb es bei kleineren Gesprächsrunden mit zwei Kandidatinnen und dem amtierenden Soester Bürgermeister, die, so Caterina David, „hoffentlich für die wenigen Beteiligten gewinnbringend waren“. Die Vorsitzende freut sich, dass eine neue Satzung den Weg freimacht, neben den Organisationen jetzt auch Einzelpersonen aufzunehmen: „Durch diese Öffnung hat die BAKS nun auch die Möglichkeit, engagierte Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Soest aufzunehmen, die sich für die Belange behinderter Menschen und ihrer Angehörigen einsetzen.“

Köp