Verletzte Seelen

Foto der Versammlung

Aus dem Soester Anzeiger vom 17.05.2017

Immer mehr Menschen leiden an einer psychischen Störung. „Tendenz steigend“, erkannten die Mitglieder der Behinderten-Arbeitsgemeinschaft im Kreis Soest (BAKS), die sich jetzt im Rahmen ihrer Jahreshauptversammlung intensiv mit dem Thema beschäftigten.
Als Fachmann beleuchtete Jan-Oliver Wienhues, Psychiatriekoordinator des Kreises Soest, den Hintergrund und lieferte viele Informationen. Schon der Titel „Die anderen Barrieren“ machte deutlich, dass Betroffene oft Ausgrenzung und Ablehnung erfahren. Studien belegen, dass die Zahl derer wächst, die sich krankschreiben lassen oder in Frührente gehen, weil ihre Seele aus dem Gleichgewicht geraten ist. Beim Treffen im Walpurgishaus rückten individuelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen der Stigmatisierung in den Blick: Betroffene versteckten sich häufig, hätten Angst, sich zu ihrer Krankheit zu bekennen und verheimlichten, wie es ihnen geht. Wer arbeite, habe Scheu, sich dem Chef oder den Kollegen anzuvertrauen. Wer seine Stelle verliere, rutsche leicht in die Armut ab, müsse womöglich seine Wohnung aufgeben und lande auf der Straße, so die Gesprächsteilnehmer. Die Teilnehmer wiesen zudem auf die langen Wartezeiten in der ambulanten Versorgung beim Facharzt hin, und ließen sich vom Experten erklären, welche niederschwelligen Angebote bestehen. Die BAKS unter dem Vorsitz von Caterina David versteht sich als Selbsthilfegruppe, die Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung vertritt. Deshalb lautete die Frage an diesem Abend auch: Was können wir tun?
Dabei ist es den Mitgliedern auch wichtig, mit Vorurteilen und falsche Vorstellungen aufzuräumen. „Aufklären“. lautet die Antwort des Psychiatriekoordinators. Er stellte das Präventions-Projekt „Verrückt? Na und!“ vor, das sich an junge Leute im Alter von 14 bis 20 Jahren richtet, sowie an ihre Lehrer, Schulsozialarbeiter, Ausbilder und Eltern. Im Mittelpunkt steht die seelische Gesundheit. Die Teilnehmer lernen, psychische Probleme anzusprechen, anstatt sie zu ignorieren. Es geht in diesem Workshop unter anderem um das Glück und um Krisen von Lebensschicksalen, ums Mutmachen und um die eigene Verantwortung. „Wir hoffen auf 20 Termine im Jahr“, so Jan-Oliver Wienhues. Somit ließen sich 500 bis 600 Schüler erreichen. Wienhues: „Wir möchten den jungen Leuten vermitteln, wo Hilfe zu finden ist.“ Köp.