Aus dem Soester Anzeiger vom 15.05.2018
SOEST
Mehr als jeder vierte Soester wird in zwölf Jahren 65 oder älter sein. Das ist die Prognose im Demografiebericht der Stadt. Die Menschen werden immer älter und damit wächst auch die Gruppe der Menschen, die Hilfe benötigen – zum Beispiel beim Busfahren. Bis 2022 sollen daher alle Bushaltestellen barrierefrei gestaltet werden. So sieht es das 2013 beschlossene Personenbeförderungsgesetz vor. In Soest ist es bis zu diesem Ziel noch ein weiter Weg.
Unter einem barrierefreien Ausbau versteht die Stadtverwaltung die Anhebung des Buseinstiegs auf 18 Zentimeter, um einen problemlosen Einstieg in den Bus zu ermöglichen. Hinzu kommen taktile Elemente, also tastbare Erhebungen im Boden, die Blinden und Sehbehinderten den Standort des Buseinstieges anzeigen.
Die Stadtverwaltung sieht sich bei diesen Baumaßnahmen im Plan. Zum Start des Ausbaus im Jahr 2014 seien laut Stadtsprecher Thorsten Bottin 25 Prozent der 239 Soester Haltestellen barrierefrei gewesen. Aktuell seien es 40 Prozent. In diesem Jahr sollen insgesamt 21 Haltestellen ausgebaut werden, 2019 22 weitere folgen. „Mit den Maßnahmen, die geplant sind, werden mehr als 50 Prozent barrierefrei sein“, verspricht Bottin. Die Stadt richte sich bei ihren Planungen allerdings nicht in erster Linie an die Vorgaben des Personenbeförderungsgesetzes, sondern an die Festlegungen im Nahverkehrsplan des Kreises Soest. „Das ist das, was wir erfüllen müssen und hier sind wir wesentlich besser unterwegs als die Vorgabe“, erklärt Bottin. Denn der Kreis spricht lediglich von sieben Haltestellen, die bis 2022 barrierefrei ausgebaut werden müssen. Über diese Mindestausstattung hinaus soll in den Städten und Gemeinden „sukzessive ein weiterer Ausbau verfolgt werden“. Priorität haben Haltestellen mit vielen Fahrgästen und Stationen mit besonderer Bedeutung für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.
Ob mit diesen Vorgaben auch die Ziele des Personenförderungsgesetzes eingehalten werden, wird offen gelassen und lediglich von einem „langfristigen Planungshorizont“ gesprochen. Dies entspricht den Erläuterungen des Deutschen Städtetages, nach denen der Gesetzgeber „nicht von einer vollständigen Nachbesserung des bestehenden ÖPNV-Systems schon bis 2022“ ausgehe.
Städte und Gemeinde müssen Barrierefreiheit als Ziel bis 2022 festlegen, aber nicht bis zu diesem Zeitpunkt schon vollständig umgesetzt haben.
Größere Busse für mehr Rollstühle
Dass die Stadt sich bemüht, bestätigt Benedikt Ungerland von der Behindertenarbeitsgemeinschaft des Kreises Soest: „Es gibt immer mehr barrierefreie Bushaltestellen. Aber die komplette Umstellung funktioniert nicht von heute auf morgen.“ Bedarf sei in jedem Fall da. „Es gibt Fälle, wo Busse keine weiteren Rollstühle oder Rollatoren mehr aufnehmen können.“ Größere Busse seien daher ein weiterer Schritt in Richtung Barrierefreiheit. Die RLG schafft laut Pressesprecherin Annette Zurmühl daher vermehrt Busse mit zwei Mehrzweckflächen an. Die zunehmende Barrierefreiheit der Busse sei für den Betreiber der Buslinien im Kreis selbstverständlich. Bereits 1993 schaffte die RLG den ersten Niederflurbus an, der an Haltestellen abgesenkt werden kann. Seit mehr als zehn Jahren sind diese Busse auf allen Linien der RLG unterwegs. Lediglich bei Bussen, die von anderen Unternehmen auf RLG-Linien eingesetzt werden, könnten auch noch ältere Modelle unterwegs sein. awo